zum Hauptinhalt

© Silvia Stieneker

Update

Queers demonstrierten in Berlin für Israel: „Freiheit im Nahen Osten wird es erst geben, wenn man eine CSD-Parade in Gaza veranstalten kann“

Bei der 4. East-Pride-Parade demonstrierten Menschen ihre Solidarität mit Juden in Deutschland und Israel. Die Veranstaltung startet immer an der Gethsenamekirche – in Erinnerung an ihre Vergangenheit.

Von Silvia Stieneker

„Homos sagen ja zu Israel“ – unter diesem Motto demonstrieren derzeit etwa 400 Menschen bei der 4. East-Pride-Parade Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle und ihre Freunde für Solidarität mit Juden in Deutschland und Israel.

Mit Israelfahnen in Regenbogenfarben ziehen die Demonstranten zur Musik von DJ Anat aus Israel nach einer kurzen Auftaktkundgebung vor der Gethsemanekirche durch den Prenzlauer Berg über den Alexanderplatz zur Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße.

Die Idee zur East Pride hatten Anette Detering und Wolfgang Beyer, beide waren in der Homosexuellenbewegung der DDR und der kirchlichen Opposition aktiv.

Anette Detering eröffnete die Veranstaltung. Sie will „dem Vergessen entreißen, dass es eine emanzipatorische Schwulen- und Lesbenbewegung in der DDR gab.“ Wegen der Gruppe „Lesben in der Kirche“, die sich dort gründete, startet immer dort die East Pride. Detering erinnert daran, dass Antisemitismus in der DDR Staatsdoktrin gewesen sei.

Nach ihr sprach Gideon Joffe. „Der 7. Oktober war eines der schlimmsten Geschehnisse des 21. Jahrhunderts“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. „Freiheit im Nahen Osten wird es erst geben, wenn man eine CSD-Parade in Gaza veranstalten kann."

Linke-Sprecher Klaus Lederer an der Seite Israels

In der Memhardstraße angekommen, erinnerte Transaktivistin Xenia Brühl an Ella. Die Transfrau hatte sich in dieser Straße das Leben genommen. Sie übergoss sich 2021 mit Benzin zündete sich an. Ein Blumenstrauß wurde niedergelegt. 

Klaus Lederer, queerpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, sagte ab. Seite Rede verlas Daniel Bache, Bundessprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Linke.Queer. Lederer erinnerte an das Selbstverteidigungsrecht Israels, kritisierte aber auch die Rechten in der Netanjahu-Regierung. Er fühle sich mit der israelischen Demokratiebewegung verbunden, die dagegen demonstriert. „Eine Linke, der Freiheit und Demokratie etwas bedeuten, steht an der Seite Israels“, sagte Lederer. Ziel solle ein freies, demokratisches Palästina sein, gleichzeitig müsse es aber Israel geben.

„Diese Bewegung baut auf Solidarität“, sagte Merle Stöver. Doch seit dem 7. Oktober gebe es einen Grabenkampf in der Szene. „Die Glorifizierung islamistischer Taten kam ausgerechnet auch aus der queeren und feministischen Szene. Wenn Solidarität nicht für Jüdinnen und Juden gilt, dann ist das nicht emanzipatorisch“, sagte die Antisemitismusforscherin und Feministin.

Liebe ist halal und koscher.

Seyran Ateş, Rechtsanwältin und Autorin

„Es hält sich der verleumderische Vorwurf des Pinkwashings gegenüber Israel“, kritisiert Stöver. Mit der Verschwörungserzählung sollte Israel dämonisiert werden. „Um die Interessen palästinensischer Queers gehe es dabei gar nicht“, ist sich Stöver sicher.

Zum Abschluss der East-Pride-Parade sprach die Rechtsanwältin und Autorin Seyran Ateş, die sich für einen weltoffenen Islam einsetzt. "Uns geht es um Liebe, die kann nicht verboten werden. Liebe ist halal und koscher", sagte sie. Sie sei als Bisexuelle immer wieder diskriminiert worden. Diskriminierung gebe es aus vielen Richtungen – bei orthodoxen Juden, bei der katholischen Kirche, den Evangelikalen in den USA und Brasilien oder bei der Taliban in Afghanistan. Die hätten Angst vor Frauen und LGBTs.

Ateş forderte mit Israel und Palästina zwei friedliche, demokratische Länder in Nahost. „Die Freiheit wird siegen, Shalom, Salam!“

Die Demonstration endete mit dem Aufruf, auch beim Christopher Street Day und beim Dyke March Flagge zu zeigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false